Airspeed A.S. 10 Oxford

Da Airspeed erst 1931 gegründet wurde, hatte die Gesellschaft nur geringe Aussichten, bedeutende Verträge über die Lieferung von Militärflugzeugen zu erhalten. Im Jahr 1936 erhielt die Gesellschaft jedoch Gelegenheit, sich an einer Ausschreibung des Luftfahrtministeriums T.23/36 über ein zweimotoriges Schulflugzeug zu beteiligen. Die von Airspeed vorgeschlagene Konstruktion beruhte auf der erfolgreichen AS.6 Envoy, die sich durch den Einsatz von 24 Zivilflugzeugen bewährt hatte und als sehr zuverlässig galt. Wahrscheinlich trug dieser Ruf dazu bei, dass das Luftfahrtministerium 136 Stück vom Typ AS.10 in Auftrag gab. Der Prototyp AS.1O flog zum ersten Mal am 19. Juni 1937 unter dem Namen Oxford; die Lieferung wurde im November des gleichen Jahres aufgenommen. Vier der ersten sechs Flugzeuge wurden vom zentralen Ausbildungsstab der RAF übernommen, die anderen beiden gingen zur Flugausbildungsschule Nr. 11. Die Abmessungen und die Konfiguration waren der AS.6 Envoy ähnlich, beide Typen hatten die gleiche Holzbauweise, das gleiche Einziehfahrwerk mit Spornrad und den gleichen Rumpf. Unterschiedlich waren das Triebwerk, die Innenkonstruktion und die Armstrong-Whitworth-MG-Kanzel bei der Oxford I, die zur Ausbildung von Bordschützen diente. Die Oxford wurde in großen Stückzahlen hergestellt und bei Beginn des 2. Weltkrieges für das Flugtraining im Commonwealth eingesetzt.

Airspeed A.S. 10 Oxford

Die von Airspeed wohlüberlegte Innenausrüstung dürfte wahrscheinlich die Nachfrage nach diesem Flugzeug stark beeinflusst haben. Die normale Besatzung war auf 3 Mann festgelegt, wobei zusätzlich zu den Sitzen für einen Piloten/Schüler sowie Copiloten/Fluglehrer Plätze für die Ausbildung eines Bordschützen, eines Kampfbeobachters, eines Navigators und eines Funkers vorgesehen. Eine Doppelsteuerung gehörte zur Normalausrüstung. Nach Entfernung der Steuerelemente vom Platz des Copiloten konnte der Bombenoffizier eine liegende Stellung zum Abwerfen von Übungsrauchbomben einnehmen, die im mittleren Bombenschacht untergebracht waren. Es war auch möglich, den Sitz zurückzuschieben und durch einen Kartentisch zu ersetzen, der durch Scharniere am Rumpf befestigt war und zur Ausbildung eines Navigators diente. Ein nach hinten gerichteter Sitz hinter dem Copiloten war für den Funker vorgesehen. In der Oxford I war eine MG-Kanzel für die Ausbildung der Bordschützen installiert. Für die Pilotenschulung im Instrumentenflug stand eine Abdeckhaube zum Verhüllen der Kabinenfenster zur Verfügung. Für die unterschiedlichen Varianten waren verschiedene Triebwerke vorgesehen. 

Oxford  Mk II  P8832
L4575
P1864
?1519

Die Mk I war ein Transportflugzeug sowie Waffen- und Schützentrainer, und die Mk II war als Piloten-, Funker- und Navigationstrainer vorgesehen. Beide besaßen zwei Armstrong Siddeley Cheetah X-Sternmotoren mit je 375 PS (280 kW) Leistung, eine starre Luftschraube antrieben. Die Mark V erhielt die gleiche Rolle wie die Mark II, wurde von zwei Pratt & Whitney R-985-AN6-Sternmotoren von je 450 PS (336kW) angetrieben, die Luftschrauben mit konstanter Drehzahl antrieben. Das einzige Exemplar einer Oxford Mk III besaß zwei Cheetah XV-Sternmotoren mit je 425 PS (318kW) Leistung, die Rotol-Luftschrauben mit konstanter Drehzahl antrieben; die Mk IV war eine projektierte Trainerversion der Mk III, die jedoch nicht fertiggestellt wurde. Ein Exemplar der Variante Mk II wurde versuchsweise mit zwei deHavilland Gipsy Queen-Reihenmotoren mit je 250 PS (186 kW) ausgerüstet. Zu weiteren Varianten gehörten eine frühe Oxford I mit einem McLaren-Sonderfahrwerk, dessen Laufräder schräg zur Flugzeuglängsachse gestellt werden konnten, um das Schieben des Flugzeugs bei Querwind für Start und Landung auszugleichen. Ein weiteres Exemplar war mit doppelten Endscheiben am Höhen-und Seitenruder ausgerüstet, um das Abfangen aus dem Trudeln zu testen.

Wie schon anfangs bemerkt, entstand nach dem Ausbruch des 2.Weltkrieges eine enorme Nachfrage nach diesen Trainern, nicht nur zum Einsatz bei der RAF, sondern auch in denjenigen Ländern, die im Commonwealth-Luftausbildungsprogramm mitwirkten. Dazu gehörten Australien (nahezu 400 Oxford), Kanada (200), Neuseeland (300), Rhodesien (10) und Südafrika (700). Weitere Exemplare wurden von den französischen Luftstreitkräften und in einem Leih-/Pachtabkommen von der US Air Force in Europa eingesetzt. Außer dem Einsatz als Schulflugzeug wurde eine Anzahl von Flugzeugen für den Rettungsdienst umgerüstet. Die Produktionskapazität von Airspeed reichte nicht aus, den gesamten Bedarf an Oxford-Typen zu decken. Im Werk Portsmouth, Hampshire, wurden 4.411 und im Werk Christchurch, Hampshire, 550 Stück gebaut. Eine weitere Produktion erfolgte durch deHavilland in Hatfield (1.515), durch Percival Aircraft in Luton (1.360) und durch Standard Motors in Coventry (750)übernommen. Insgesamt sollen 8.586 Exemplare verschiedener Varianten hergestellt worden sein. Das letzte Flugzeug wurde von Airspeed im Juli 1945 gebaut. Die Oxford wurde bis 1954 vom Fortgeschrittenen-Ausbildungsgeschwader Nr. 10 der RAF in Pershore eingesetzt. Nach dem Krieg erhielten die niederländischen Luftstreitkräfte eine unbekannte Anzahl von Flugzeuge dieses Typs.

Technische Daten   Airspeed Oxford

Typ: Dreisitzer und Trainer.

Triebwerk: (Mk V) zwei Pratt &Whitney R›958-AN6 Wasp Junior-Sternmotoren von jeweils 450 PS(336 kW).

Leistung:

Höchstgeschwindigkeit 325 km/h in 1.250 m Höhe;

Dienstgipfelhöhe 6.400 m; max.

Reichweite 1.027 km.

Gewicht:

Leergewicht 2.572 kg;

max. Startgewicht 3.269 kg.

Abmessungen: Spannweite 16,26m; Länge 10,52 m; Höhe 3,38 m;

Tragflügelfläche 32,33 m².

Bewaffnung: (nur Oxford I) ein MG 7,7 mm im Turm.

Benutzer waren: FFAF, Portugal, RAAF, RAF, RCAF, RN, RNZAF, Rhodesien, USAAF, SAAF.

Zurück

Weiter