Antonow An-22

Die Sowjetunion sah sich seit jeher mit Transportproblemen in ihrem riesigen Hinterland konfrontiert. Nicht nur die gewaltigen Entfernungen und die unterschiedlichsten Bodenstrukturen verursachen Probleme, sondern auch die dürftige Infrastruktur erschwert die Beförderung von Fracht und Passagieren. Der Luft-transport kann diese Probleme lösen, daher das Interesse in der UdSSR an der Entwicklung schwerer Frachtflugzeuge sowie von kombinierten Fracht-/Passagierflugzeugen.

Im Frühjahr 1962 wurde Antonovs Büro beauftragt, ein Flugzeug zu entwerfen, die schwere und sperrige Ladungen über große Entfernungen transportieren und außerdem bei verschiedensten Bodenbedingungen eingesetzt werden konnte. Das Ergebnis, die Antonov An-22 Antei, wurde am 27. Februar 1965 erstmals geflogen; der Prototyp wurde außerdem etwa vier Monate später beim Pariser Luftfahrtsalon Vertretern der westlichen Flugzeugindustrie vorgeführt. Es handelte sich dabei mit großer Wahrscheinlichkeit um den Prototyp. Es wurde vorgeschlagen, das Modell außer als Frachttransporter auch in einer Ausführung für den Personentransport mit Ober- und Unterdeck für insgesamt 724 Passagiere herzustellen. Zwei Jahre später, wiederum beim Pariser Luftfahrtsalon, wurde bekanntgegeben, dass man dieses Projekt aufgegeben habe. Antonovs Konstruktion war, wie verlangt, ein sehr großer Schulterdecker, mit großen, doppelt geschlitzten Landeklappen. Der großräumige Rumpf hatte ein geradliniges Heckteil mit einer großen Ladeluke für das direkte Einladen von Fahrzeugen über eine Laderampe. Um das Flugzeug dabei zu stabilisieren, konnten einziehbare Hebestützen gegenüber der Ladeluke ausgefahren werden. 

Das doppelte Seitenleitwerk ragt über das Höhenleitwerk hinaus. Das Fahrwerk ist einziehbar und war auch für unbefestigten Landebahnen geeignet: Die steuerbare Bugeinheit besitzt ein Zwillingsradgestell, darüber hinaus war das Hauptfahrwerk auf jeder Seite mit 6 Rädern versehen, sodass die An-22 auf dem Boden auf nicht weniger als 14 Rädern rollte. Der Reifendruck kann während des Fluges oder am Boden verändert werden, um die Maschine auf jedem Flugplatz optimal rollen zu können. Angeblich soll selbst ein Einsatz auf sumpfigem Gelände möglich gewesen sein. Der Antrieb der Serien-An-22 bestand aus vier Kuznetsov Turboprop-Triebwerken, die je zwei gegenläufig rotierende, vierblättrige Propeller antrieben. lm Cockpit ist Raum für fünf oder sechs Mann Besatzung, und wie bei vielen anderen sowjetischen Transportflugzeugen gibt es eine kleine Kabine im vorderen Rumpf hinter dem Flugdeck, die 28 bis 29 Passagieren Platz bietet. Die Antonov An-22 hat viele Nutzlast-/Höhen- und Geschwindigkeitsrekorde aufgestellt und ist offen-bar das einzige sowjetische Flugzeug, das den damals größten Panzer (Type T-62) der russischen Armee transportieren konnte. Die Zahl der bei Aeroflot und der Luftwaffe eingesetzten Flugzeuge wurde 1980 auf 20-30 bzw. 40-50 geschätzt.