Konstruktionen von A.S. JAKOWLEW (OKB-115/Jak/YAK)
Jakowlew beschloss nach der Teilnahme an einem Segelflugwettbewerb in Koktebel, in Moskau ein eigenes Segelflugzeug zu konstruieren und zu bauen. Von lljuschin (damals Hörer an der Akademie) erhielt er dafür Vorlesungs-Mitschriften über Konstruktion und Festigkeitsberechnungen des Flugzeugs sowie Literaturhinweise. J. erwarb sich im Selbststudium die notwendigen Kenntnisse und begann die Arbeit am Segelflieger, Iljuschin half ihm bei den Zeichnungen und Berechnungen. An seiner ehemali-gen Schule organisierte J. einen Zirkel zum Bau des Segelflugzeuges AWF-19, mit dem er erfolgreich am zweiten Wettbewerb auf der Krim teilnahm: 200 Rubel und eine Ehrenurkunde waren der Lohn. Nach dem Bau eines weiteren SegelfIugzeuges wollte J. das Studium an der Militärakademie für Flugzeugingenieure aufnehmen. Das war nicht möglich, weil er kein Armeeangehöriger war. Er ließ sich in einer Flugzeugwerkstatt als Gelegenheitsarbeiter einstellen, bis Iljuschin ihm im März 1924 eine Stelle in den Lehrwerkstätten der Akademie der Luftstreitkräfte vermittelte. Dort arbeitete er 2 Jahre lang und machte sich gründlich mit allen Produktionsprozessen vertraut und erlernte vor allem sehr viel Handwerkliches. Danach war J. Hilfskraft auf dem Moskauer Flugplatz. Zunächst für Sauberkeit und Ordnung verantwortlich, stieg er bald zum Motorenwart-Gehilfen auf.
Mitte der 1920er Jahre lernte Jakowlew Piontkowski kennen, der bis zu seinem Tode alle Konstruktionen von Jakowlew einflog. Jakowlew wurde auf dem Flugplatz Zeuge von Starts der ersten Flugzeuge von Polikarpow und Tupolew. Zu jener Zeit arbeitete J. an einem Motorflugzeug — einem nach eigenen Plänen und mit Spendengeldern in 20 Monaten geschaffenen Doppeldecker in Holzbauweise mit Stoffbespannung. Ratgeber war hierbei vor allem Pyschnow.
Mit dem Zweisitzer AIR-1 (auch als Ja-1 bezeichnet) startete Piontkowski am 12. Mai 1927 in Moskau zum Erstflug. Als WWA-3 nahm die AIR-1 im Herbst 1927 als Verbindungsmaschine an Manövern teil, wobei sie sich bewährte. Der Erfolg der Konstruktion bewirkte die Aufnahme von Jakowlew an der Shukowski-Luftfahrtakademie, die er im April 1931 erfolgreich als Flugzeugingenieur absolvierte. Im 1. Studienjahr schuf Jakowlew sein zweites Flugzeug AIR-2. Bis zum Studienabschluß folgten die Typen AIR-3, 4 und 5. Danach Arbeitsbeginn im Menshinski-Werk in Moskau im Zentralen Konstruktionsbüro (ZKB), in dem unter Leitung von Grigorowitsch und Polikarpow an der Entwicklung von leichten Flugzeugen (hauptsächlich Jagd-, Aufklärungs- und Schlachtflugzeugen) gearbeitet wurde, während das von Tupolew geleitete Konstruktionsbüro im ZAGI vor allem für schwere Typen (Bomber, Transporter und Passagierflugzeuge) zuständig war.
Jakowlew sollte sich bei Kotscherigin mit der Entwicklung von Einziehfahrwerken (damals Neuland im Flugzeugbau) beschäftigen, doch ihn zog es in die Produktion. So arbeitete er in dem Flugzeugwerk, das die Jagdflugzeuge I-5 herstellte. Nebenbei konstruierte und baute J. weiter an neuen Sport- und Leichtflugzeugen, wofür die Osoaviachim die Mittel bereitstellte. J. vollendete die an der Akademie projektierte AIR-5, der die AIR-6 und -7 folgten. Die 3sitzige Kabinenmaschine AIR-6 war Jakowlews erste Entwicklung, die in den Serienbau ging (rund 1000 Exemplare). Er formierte 1934 ein eigenes Konstruktionsbüro, dessen Chefkonstrukteur er 1935 wurde. Im gleichen Jahr Entwicklung des Schul- und Übungsflugzeuges UT-2 (2sitzig) und UT-1 (1sitzig), beide gingen in den Serienbau (in 10 Jahren Gesamtproduktion 7150 Maschinen). Die Prototypen für die UT-2 waren AIR-9, -9bis und -10. Mit der UT-2/1-Entwicklung hatte J. die Grundlage für die weitere Tätigkeit (Erweiterung des Versuchskonstruktionsbüros und Angliederung eines eigenen Werkes für den Bau von Prototypen) gelegt, aus der bis in die Neuzeit rund 200 Flugzeugentwicklungen hervorgegangen sind. Im zweiten Weltkrieg wurden insgesamt rund 36.000 Jagdflugzeuge der Reihe Jak-1/7/9/3 gebaut. Das entspricht 2/3 etwa der gesamten sowjetischen Jagdflugzeugproduktion jener Jahre. Merkmale aller J.-Jagdflugzeuge waren die geringe Eigenmasse, die hohe Feuerkraft und die exzellente Manövrierfähigkeit.
1944 erreichte die Jak-3 mit dem Triebwerk WK-108 als schnellster sowjetischer Jäger mit Kolbenmotor 745 km/h. Zu Jakowlews Vorkriegskonstruktionen zählten u.a. auch das Schulbombenflugzeug UT-3 (1938), der Schnellbomber BB-22 (1939, Serienfertigung ab 1941 als Jak-2 und später als Jak-4). Während des Krieges schuf er u. a. das Zweimotorige Mehrzweckflugzeug Jak-6, aus dem die Passagier-Flugzeug Jak-8 und Jak-16 hervorgingen. Das Schulflugzeug Jak-18 (über viele Jahre in zahlreichen Versionen zivil und militärisch in mehreren Ländern verwendet), das Übungs-Jagdflugzeug Jak-11 sowie der Lastensegler Jak-14 gehören zu den Neuentwicklungen der Nachkriegsjahre. Parallel dazu waren die Strahljagdflugzeuge Jak-15 (Doppelsitzer Jak-21) entstanden, denen die Typen Jak-17 (Doppelsitzer Jak-17UTl) und Jak-23 folgten. Mit der Jak-25 erhielten die sowjetischen Jagdfliegerkräfte ihren ersten Allwetterabfangjäger (1952)und mit der Jak-28 ihren ersten Überschall-Frontbomber (1958). Weitere J.-Entwicklungen der Nachkriegsjahre sind der Mehrzweck-Hochdecker Jak-12, die strahlgetriebenen Sportflugzeuge Jak-30/32, mehrere Versuchsmaschinen, der zweimotorige Hubschrauber Jak-24 und der erste sowjetische Senkrechtstarter Jak-36 (Versuchsmuster 1967, daraus Einsatzmuster Jak-36 MP/Jak-38 entwickelt, das auf großen U-Boot-Abwehrschiffen verwendet wird). Aus den GrundmusternJak-25 und Jak-28 sind jeweils mehrere Versionen von Kampfflugzeugen (Bomber, Aufklärer, Jäger, Trainer, Langstreckenausführungen) entwickelt worden. Auf dem Gebiet der Passagierflugzeuge schuf J. die Typen Jak-40 und Jak-42. Beiden Sportflugzeugen gehören die Modelle Jak-50, 52, 53 und 55 zu den neueren Entwicklungen. Sie spielten als Kunstflugmaschinen der sowjetischen Auswahl bei Welt- und Europameisterschaften eine große Rolle. Der Sohn S. A. Jakowlew war auch als Konstrukteur im OKB tätig, hier schuf er das viersitzige Reiseflugzeug Jak-18T . Insgesamt sind bisher rund 66000 Flugzeuge von Jakowlew gebaut worden. Mit Jakowlew-Konstruktionen wurden etwa bis 1980 50 Welt- und 70 nationale Rekorde erflogen.
Von den vielen Typen von Jakowlew sollen hier nachfolgend nur einige Flugzeuglegenden vorgestellt werden:
Jak- 3UA, Jak-11, Jak-18, Jak-50, Jak-52 und einige mehr.