Bristol Blenheim/Bolingbroke

Lord Rothermere, der damalige Besitzer der Daily Mail, wünschte 1934 für seine persönliche Verwendung ein schnelles und geräumiges Flugzeug, da seine luftfahrtorientierte Organisation damals das Potential eines solchen Flugzeuges erkannt hatte, das man heute auch als „Geschäftsflugzeug“ bezeichnet. Nach den Vorstellungen von Lord Rothermere sollte ein schnelles Flugzeug Platz für zwei Besatzungsmitglieder und sechs Passagiere haben. Rein zufällig ergab sich, dass die Bristol Aeroplane Company bereits ein Projekt eines leichten Transportflugzeugs dieser Kategorie in der Schublade zu liegen hatte.

Vater dieses neuen Flugzeugs war Frank Barnwell, der dieses Modell ursprünglich mit dem Antrieb von zwei 500 PS (373 kW) Bristol Aquila I-Motoren geplant hatte, die damals gerade entwickelt wurden. Das Interesse von Lord Rothermere an einem Hochgeschwindigkeits-Transportmittel führte zu Bawells Vorschlag,  ein in der Entstehung begriffenes Flugwerk mit zwei 650PS (485 kW) Bristol Mercury VIS-Motoren auszurüsten, was zur Bristol Type 142 führte. Nach dem Erstflug am 12. April 1935 in Filton löste das Flugzeug einen Schwall von Kommentaren und Aufregung aus, als sich bei seinen ersten Probeflügen herausstellte, dass es etwa 48 km/h schneller war als der Prototyp des zuletzt angeschafften britischen Jägers. Es erhielt den Spitznamen 'Britain First', und Lord Rothermere zögerte nicht das Flugzeug der Nation vorzuenthalten, nachdem das Luftfahrtministerium das Flugzeug angefordert hatte und mit ihm Tests zu seiner Bewertung als leichter Bomber durchgeführt wurden. Dieses Modell wurde dann das Basismodell der Bristol Blenheim. Die Type 143 mit Aquila-Motoren flog erstmals im Januar 1936. Es wurden nur begrenzt Tests durchgeführt, da die Leistung durch das Fehlen verstellbarer Propeller noch erheblich eingeschränkt war. Bristol war sich über das Interesse des Luftfahrtministeriums am Typ142 im Klaren und machte sich eifrig daran, mit dem Typ 142 M eine Militärversion dieses Flugzeugs zu entwickeln. Im Sommer 1935 entschied sich das Luftfahrtministerium für den Vorschlag des Unternehmens und bestellte im September die ersten 150 Flugzeuge nach der Spezifikation 28/35. Das neue Flugzeug war dem Typ 142 sehr ähnlich, war aber natürlich mit einigen Veränderungen versehen, um es für den Militäreinsatz fähig zu machen.

In erster Linie war dies eine Position für den Bombenschützen, ein Bomben-schacht und ein hinterer MG-Drehturm. Weder die Bristol Company noch das Luftfahrtministeriumverloren viel Zeit, denn nach dem Erstflug des Prototypen im Juni 1936setzten die ersten Lieferungen an die RAF-Squadron im März ein. Im Juli1937 erteilte das Luftfahrtministerium den Anschlußauftrag über weitere 434 Exemplare der Blenheim Mk I, wie das Flugzeug inzwischen genannt wurde. Die Blenheim Mk I war ein freitragender Mitteldecker und, abgesehen von den stoffbespannten Rudern, ganz aus Metall gebaut. Der Vorderteil des Rumpfes erstreckte sich nur geringfügig über die Motorenlinie hinaus, und sowohl Rumpf als auch Leitwerk waren konventionelle Leichtmetallstrukturen. Das Heckradfahrwerk war einziehbar. Trieb-werk waren zwei 840 PS (626 kW)Bristol Mercury VIII-Motoren, die in Gondeln an der Tragflächen-Vorderkante montiert waren. Das Flugzeug bot Platz für einen Piloten, einen Navigator/Bombenschützen und für einen MG-Schützen/Bordfunker. Der Bombenschacht in der Mitte zwischen den Tragflächen konnte maximal 454 kg Bomben aufnehmen, und die Standardbewaffnung bestand aus einem 7,7 mm Maschinengewehr im rechten Tragflügel und einem Vickers 'K' MG desgleichen Kalibers im hinteren Stand. Als erste erhielt die RAF-Squadron No. 114 die Blenheim Mk I, die da-mals in RAF Wyton stationiert war, und diese Einheit führte diesen neuen Typ auch im Sommer 1937 auf dem letzten RAF Hendon Display vor. Die Blenheim sorgten durch ihre hohe Geschwindigkeit und ihr modernes Erscheinungsbild für aufgeregte Kommentare und begannen ihre Karriere mit einem Start in dem Gefühl, das aus dem Glauben entstand, dass die RAF in diesem unruhigen Europa mit dem besten Bomber der Welt bewaffnet war. Hier gibt es weitere Informationen zu diesem Flugzeug>>>   

Bristol Blenheim Prototyp K 7033
Bristol Blenheim IIIc K7072
Bristol Blenheim I K7037
Bristol Blenheim IV 

Technische Daten Bristol Blenheim Mk IV

Typ: dreisitziger leichter Bomber.

Triebwerk: zwei 905 PS (675 kW)Bristol Mercury XV Sternmotoren.

Leistung:

Höchstgeschwindigkeit 428 km/h in 3.595 m;

Reisegeschwindigkeit 319 km/h;

Dienstgipfelhöhe 8.310 m; max.

Reichweite 2.350 km.

Gewicht:

Leergewicht 4.441 kg;

max. Startgewicht 6.532 kg.

Abmessungen:

Spannweite 17,17 m; Länge 12,98 m; Höhe 3,00 m;

Tragflügelfläche 43,57 m².

Bewaffnung: fünf 7,7 mm Maschinengewehre (eines im rechten Tragflügel, vorwärtsfeuernd, zwei im servogetriebenen Stand und zwei nach hinten feuernde, ferngesteuerte MG, die unter dem Bug montiert waren) sowie bis zu 454 kg Bomben intern und 145 kg Bomben extern.

 

Blenheim I   Archiv Luedemann

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von Rainer Lüdemann

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