Mikojan-Gurewitsch MiG-29 Fulcrum

Zur Zeit des Kalten Krieges wurden 1972 in der sowjetischen Militärführung erste Überlegungen über eigene Flugzeugmodelle angestellt, die den US-amerikanischen Neuentwicklungen F-15 und F-16 ebenbürtig sein sollten. Im Laufe dieses Prozesses wurden die Entwürfe von Suchoi und MiG für die Prototypenphase ausgewählt. Die MiG-29 wurde dabei als Flugzeug für die Frontfliegerkräfte geplant, das unter Feldbedingungen auf unbefestigten Startplätzen einsatzfähig sein sollte. Es hatte die Aufgabe, die Streitkräfte direkt zu unterstützen. Das schloss auch die direkte Verteidigung von Flugplätzen oder Städten ein. Ferner wurde die Bekämpfung von Marschflugkörpern zumindest vorgesehen.

Am 6. Oktober 1977 flog der erste Prototyp der MiG-29. Bald folgten weitere Prototypen und erfolgreiche Tests. Wie bei fast allen Neuentwicklungen traten Probleme auf, die Änderungen an der Konstruktion notwendig machten. Das Bugfahrwerk musste weiter nach hinten verlegt werden, da bei Start oder Landung aufgewirbelte Fremdkörper die Schutzklappen der Lufteinläufe durchschlugen und die Triebwerke zerstören konnten. Weiterhin wurden unterhalb der Seitenleitwerke kleine Stabilisierungsflossen installiert, um Richtungsstabilität und Trudelverhalten zu verbessern. Nach der Optimierung der Seitenruder konnte ab 1984 auf diese Flossen wieder verzichtet werden. Auch die Bewaffnung musste spezifiziert werden. Die Doppelrohrkanone GSch-30-2 (Grjasew-Schipunow) wurde durch die einläufige GSch-301 ersetzt, um eine Reduzierung der Flugmasse zu erzielen. Insgesamt flogen alle 14 Prototypen über 2500 Stunden, wobei zwei Typen durch Triebwerksausfälle verloren gingen. Ende 2019 befanden sich noch etwa 790 Exemplare im Einsatz.

Von diesem wendigen und in dieser Hinsicht vielen westlichen Kampfflugzeugen überlegenen Flugzeug wurde eine große Anzahl von Varianten gebaut und erprobt. Die Tragflächenkonstruktion mit breiter Flügelwurzel bringt einen großen Teil des Auftriebs durch den Rumpfansatz, was die Langsam-Flugeigenschaften verbessert. Typisch für die MiG-29 sind die großen Klappen, die die Luftansaugschächte der Triebwerke am Boden abdecken, um ein Eindringen von Fremdkörpern zu vermeiden. Beim Start saugen die Triebwerke Luft über Lamellenschächte auf der Rumpfoberseite an. Am Heck befinden sich die Luftbremse sowie ein Bremsschirm.  

Das Flugzeug besitzt einen Bordcomputer, einen Frontscheibenprojektor (Head-Up-Display- HUD), eine bordeigene Fehlererkennung (Aekran) und zwei Sensorsysteme. Mit dem Radar können Luftziele (Reichweite 70 km) erfasst werden und mit dem Infrarotzielsystem/Laserentfernungsmesser (Reichweite 7 km, Laserklasse 3 in Deutschland) die Infrarotziele. Bemerkenswert ist auch eine Helmvisieranlage, die es dem Piloten erlaubt, per Kopfbewegung ein Ziel anzuvisieren. Die Zielsuchköpfe der Raketen erhalten dann automatisch die Zielparameter. Dieses Gerät sollte sie gegenüber der sehr wendigen F-16 im Luftnahkampf überlegen machen, was nicht immer gelang (Kosovo-Krieg).

Obwohl die MiG-29 bereits über 40 Jahre im Einsatz ist, wird das Modell nach wie vor gebaut. Die Serienfertigung war von Anfang an für hohe Stückzahlen ausgelegt, was einen ständigen Modernisierungs- und Spezialisierungsprozess nach sich zog. Eine Vielzahl verbesserter Modelle wurde seit dem Ende der 1970er Jahre gebaut. Bei der MiG-33 handelt es sich weniger um ein Nachfolgemodell als um eine kampfwertgesteigerte Version der MiG-29. Weitere bekannte Varianten sind die MiG-29 SMT (einsitziges Mehrzweckkampfflugzeug), MiG-29 UB (zweisitziger Trainer) und MiG-29 K (für den Einsatz auf Flugzeugträgern geeignet). Die MiG-29 K wird auf dem einzigen Flugzeugträger der russischen Marine, der Admiral Kusnezow und auf dem indischen Träger Vikramaditya eingesetzt. Die neuesten Varianten sind die MiG-29 M und ihre zweisitzige Version, die MiG-29 M2, bei denen insbesondere die Feuerleit-, Ortungs- und Bedienungssysteme verbessert wurden. Die MiG-29M wird auch als Mehrzweckvariante bezeichnet. Neben den stärkeren RD-33K-Triebwerken verfügt sie über ein vierfach redundantes digitales Flugmanagementsystem. Außerdem ist ein Doppler-Bordradar Fasotron N010 sowie ein Infrarot-/TV-/Laser-System OLS-M eingebaut. 

Technische Daten:  MiG-29BM-Modifikation

 

Spannweite, m                                 11,36

Länge, m                                            17,32

Höhe, m                                            4,73

Flügelfläche, m²                                38,10

Gewicht (kg

Leermasse                                         11600

Norm. Startmasse                            15100

Max. Startmasse                              18500

Kraftstoff, l

intern                                                 6100

mit Außentanks                                3800

Motortyp             2 Turbofan RD-33 mit 2 x 8300 kp Schub

Höchstgeschwindigkeit, km/h

auf einer Höhe von 2340                M=2,2

in Bodennähe                                   1400

Praktische Reichweite, km

Ohne Außenbehälter                       1500

mit drei Außenbehälter                   2900

mit einer Betankung mehr als 5000

Maximale Steiggeschwindigkeit, m/min 19800

Praktische Gipfelhöhe, m                              18000

Besatzung                                         1

Rüstung:                             eine 30-mm-Einbaukanone GSh-301 mit 75 Schuss Munition Kampflast   3000 kg auf sechs Unterflügel- und einer ventralen Außenaufhängung

MiG-29 MB
MiG-29 M
MiG-29 Modell 901
MiG-29 Modell 904
MiG-29 UB

Auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung 2006 wurde erstmals außerhalb Russlands die neueste Version der MiG-29 gezeigt (Siehe Fotos oben im Fotoalbum). Die MiG-29M OWT verfügt mit ihrer dreidimensionalen Schubvektorsteuerung über eine erhöhte Manövrierfähigkeit. Der Abgasstrahl der beiden Triebwerke vom Typ Klimow RD-33MKB kann dabei in einem Winkel von bis zu 15 Grad nach allen Richtungen abgelenkt werden. Diese Neuheit wurde nach dem Erstflug des Prototyps im August 2003 anlässlich des Moskauer Aerosalons MAKS 2005 der Öffentlichkeit vorgeführt.  

Die MiG-29 war bei ihrer Indienststellung in Bezug auf die Avionik gegenüber vergleichbaren Flugzeugen im Nachteil. Das macht sich vor allem bei BVR (Beyond-Visual-Range)-Taktiken bemerkbar. Da die amerikanischen Jets (F-15 etc.) zum Zeitpunkt der Indienststellung der MiG-29 bereits über ein automatisches Suchsystem für BVR verfügten, war die MiG diesem Typ im Fernkampf außerhalb der Sichtweite unterlegen. Dafür war sie aber im Kurvenkampf immer noch einigen gegnerischen Kampfflugzeugen überlegen. Die außergewöhnliche Manövrierfähigkeit der MiG-29 in Verbindung mit der Wympel R-73-Luft-Luft-Rakete, die mit dem Helmvisier ins Ziel geleitet werden kann, machte das Flugzeug zu einen gefährlichen Gegner. Die Exportvarianten sollen teilweise sogar mit französischer bzw. japanischer Avionik ausgerüstet.

Die MiG-29 bei der  NVA der ehemaligen DDR >>>  

Versionen der MiG-29


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